Wieso sollte ich einen Kollektivbetrieb zu gründen?
- geteilte Verantwortung statt Überforderung einzelner
- Arbeiten auf Augenhöhe statt unangenehmer Hierarchien
- geteiltes Risiko
- gebündeltes Wissen und Fähigkeiten
- Teamarbeit statt Ellenbogenkampf
- gerechte Verteilung des Gewinns
- langfristige Stabilität
Wenn ich mein eigenes Unternehmen gründe, bin ich frei zu entscheiden, muss mich nicht ständig mit anderen abstimmen und kann frei über die Gewinne des Unternehmens verfügen. Allerdings trage ich auch die alleinige Verantwortung. Von mir alleine hängt es ab, ob ich die richtigen Entscheidungen treffe oder nicht. Zwar gehören die Gewinne mir allein, aber auch – je nach Haftungsbeschränkung – die Verluste.
In einem Kollektivbetrieb gehört uns das Unternehmen gemeinsam. Auf das Wissen, die Ideen, Erfahrungen und Fähigkeiten aller kann zurückgegriffen werden. In einer Zeit, in der wir der Überzeugung sind, dass ein Staat demokratisch geführt werden sollte, weil nur, wenn alle mitbestimmen, die besten Entscheidungen getroffen werden, hinkt die Demokratie in Unternehmen weit hinterher.
Ein modernes Unternehmen lebt insbesondere von einem funktionierenden Wissensaustausch. Spezialwissen für sich zu behalten in der Hoffnung auf den nächsten Karrieresprung schadet dem kollegialen Miteinander und dem gesamten Unternehmen. Daher legen wir Wert auf Transparenz, Hierarchiefreiheit und ein gutes Wissensmanagement. Das wird besonders wichtig, wenn Wechsel von Mitarbeiter*innen stattfinden.
Selbstorganisation bedeutet, sich auf Augenhöhe zu begegnen statt in starren Hierarchien auf Befehl und Gehorsam zu vertrauen. Mit Selbstorganisation geht meistens eine höhere Eigenverantwortung und höhere Motivation einher, da jede Person selbstbestimmt handelt. Gleichzeitig birgt dies allerdings auch die Gefahr von Selbstausbeutung und Burn-Out in sich, wenn es immer schwieriger wird etwa pünktlich Feierabend zu machen. Auf diese Thematik haben wir in unserer Beratungsarbeit daher ein besonderes Augenmerk.
Im Angesicht von sich wiederholenden Finanz- und Wirtschaftskrisen, Korruptions- und Betrugsskandalen, globaler Erwärmung, wachsender Einkommensschere, Kritik an intransparentem Wirtschaftslobbyismus wie im Falle der TTIP– und CETA-Verhandlungen sowie zunehmend prekären Arbeitsverhältnissen – nicht nur in der globalen Textilindustrie sondern auch z.B. durch Outsourcing, Leiharbeit und Werkverträge in Deutschland – steigt in den letzten Jahren das Interesse an alternativen Formen des Wirtschaftens, die mehr am Gemeinwohl ausgerichtet sind, an demokratischer Mitbestimmung, menschlichen Bedürfnissen, Umweltschutz, globaler Gerechtigkeit, etc. Davon zeugen zahlreiche Zeitschriften, Kongresse, Petitionen und Initiativen zu Solidarischer Ökonomie, Wachstumskritik, Transition Town Bewegung, Rekommunalisierung von Wasserwerken, Gas- und Elektrizitätswerken, Commons oder dezentraler Energiewende.
Wie kann alternatives Wirtschaften konkret aussehen? Wie kann Produktion – sowohl im industriellen, wie im Dienstleistungssektor – im Einklang von Mensch und Natur organisiert werden? Die Antwort liegt auf der Hand. Sie lautet: Mehr Demokratie wagen! Auch in der Wirtschaft, auch im Betrieb.
Selbstorganisation kann auch zu einer langfristigen Stabilität beitragen. Ein Unternehmen in Belegschaftshand kann durch Verankerung in übergeordnete Strukturen vor „feindlichen Übernahmen“ geschützt werden. Die Mitarbeiter*innen haben ein vitales Interesse, den Betrieb am Leben zu halten und nicht für den kurzfristigen Gewinn zu verhökern oder in Billiglohnregionen zu verlagern. Gerade die Genossenschaft gehört zu den stabilsten Unternehmensformen in Deutschland mit den wenigsten Insolvenzanmeldungen. Daher ist die Genossenschaft in Belegschaftshand auch für Unternehmensnachfolgen ein zunehmend attraktives Modell.
Einige zukunftsorientierte, innovative Unternehmen setzen daher zunehmend auf demokratische Prozesse und Strukturen. Dadurch erreichen sie eine höhere Zufriedenheit der Mitarbeiter*innen, einen fließenderen Wissensaustausch, mehr Raum und Kraft für Veränderungen und Innovationen, zufriedenere Kund*innen, bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie, Schutz vor Mobbing und Diskriminierung am Arbeitsplatz und vieles mehr! In der neuesten Managementliteratur ist das Potential nichthierarchischer Unternehmensführung längst erkannt worden: Managementansätze wie Scrum, agile management, „Theory U“ oder auch das neu aufkommende Berufsbild des Happiness Managers sind nur einige Beispiele davon.